Der Altstädter Platz vor dem Reichenberger Rathaus ist um eine Sehenswürdigkeit reicher. Nach lang-jährigen Vorbereitungen wurde am Samstag 31 Juli 2010 der neue Neptunbrunnen feierlich einge-weiht.Der römische Gott des fliessenden Wassers bekam nach 85 Jahren wieder seinen Platz zurück. Entworfen wurde der einzige künstlerische Brunnen 1923 von dem Steinmetzmeister Adalbert Linke aus dem nahe gelegenen Pankraz. Für die Einheimischen als auch für Besucher der Stadt wurde ein weiterer Mittelpunkt geschafft. Gebaut wurde er im Stil des späten Klasizismus. Zur Brunnentaufe kamen über tausend Menschen, die den Festakt mitverfolgen wollten. Für die Passanten bietet sich auch nachts ein schöner Anblick, denn der Brunnen ist beleuchtet. Zum Abschluß wurde die Einweihung mit Musik gefeiert. Die Besonderheit des Brunnens ist die Tatsache, dass er im Winter beheizt wird, damit das Wasser auch im Winter sprudeln kann. Kosten für die aufwendigen Restaurierungsarbeiten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Kronen.
Die Form des Brunnens besteht aus einem unregelmäßigen achteckigen Trog aus Sandstein mit den Außenmaßen 5,2 m x 6,4 m. Am Beckenrand befindet sich von einem Kunstschmied angefertigtes eisernes Schutzgitter. In der Mitte, auf einem Sockel steht der Neptun in der gewohnten bärtigen Gestalt. Mit beiden Händen hält er seinen Dreizack. Unter seinen Füssen befindet sich ein grotesk geformter Delphinkopf, aus dessen weit aufgerissenem Maul ein Wasserstrahl kommt. Zwei der Seitenplatten tragen eine deutsche Innschrift. Auf der einer steht:
1823
Joseph Miller
Derzeit Bürgermeister
Auf der zweiten Platte sind nur zwei Zeilen:
Adalbert Linke
Steinmetzmeister
Der Neptunbrunnen hat eine lange Vorgeschichte. Er ersetzte im Jahr 1826 den alten Holzbrunnen, der vor dem alten Rathaus stand. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Brunnen wesentlicher Bestandteil der Trinkwasserversorgung. 1896 - drei Jahre nach dem das alte Rathaus abgerissen wurde, versetzte man den Brunnen um einige Meter in die Mitte des Platzes. Gleichzeitig bekam er einen eisernen Gitteraufsatz. Jahrelang hatte der Brunnen treu seine Dienste getan. 1925 musste er dem Metzner-Brunnen weichen. Er wurde zerlegt und auf dem kleinerem Töpfer-Platz neu aufgebaut. Hier stand er bis zum Jahr 2004. In dieser Zeit wurde von der Skulptur der Dreizack gestohlen. 2005 wurde der vergessene und durch Umwelteinflüsse stark beschädigte Brunnen in das Reichenberger Museum gebracht und restauriert.
Das Original der Neptun Statue kann man im Reichenberger Museum besichtigen. Auf dem neu errichteten Brunnen befindet sich nur eine Kopie. Der monumentale Metznerbrunnen, der einen Durchmesser von 12 Metern hatte, wurde im Sommer 1945 abgetragen, zerschlagen und als Baumaterial verwendet. Seit dieser Zeit war der Marktplatz vor dem Rathaus ohne Brunnen. Zu spät wurde erkannt, dass ein wertvolles Kunstwerk sinnlos zerstört wurde.
Text und Foto: Stanislav Beran