Im November - zu Allerheiligen - gedenken viele Menschen ihrer geliebten Verstorbenen, besuchen deren Gräber, legen Blumen ab und zünden Kerzen an…
Der Friedhof in Hermsdorf, auf dem die sterblichen Überreste der ehemaligen deutschen Bewohner ihre letzte Ruhe fanden, sieht nicht gerade gepflegt aus. Das Gras steht kniehoch und die Wege sind mit Unkraut und hohen Brennnesseln verwachsen. Der ungepflegte Platz gleicht heute mehr einem Park, als einem Friedhof. Lediglich die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten auf einigen mit Moos bewachsenen Grabsteinen zeigen, daß es sich hier um einen alten deutschen Friedhof handelt. Wenn die Grabsteine sprechen könnten, würden sie sicherlich viele Geschichten erzählen. Jahrelang war der vergessene und zunehmend verwahrloste Ort für Begräbnisse geschlossen. Am Samstag 8. März 2003 wurde er nach 47 Jahren neu eingeweiht und für Bestattungen wieder freigegeben. Zuvor waren die Toten in Dittersbach oder Friedland bestattet worden. Es gibt eine große Anzahl von Grabsteinen, bei denen die Inschriftentafeln mit Gewalt abgerissen oder zerschlagen wurden. Viele liegen umgeworfen auf dem Boden. Mühevoll muss man die Scherben suchen und zusammensetzen, damit man die Namen der Verstorbenen lesen kann. Aber auch der Zahn der Zeit hat unübersehbar Spuren an ihnen hin-terlassen. Die Inschriften sind zum Teil verwittert und kaum lesbar. Mit der Zeit sind auch einige der Reihengräber völlig verschwunden. Der älteste erkennbare Grabstein auf dem Friedhof ist der des sechsjährigen Rudolf Erwin Lorenz (*10. 3. 1900; †5. 6. 1906). Der jüngste Grabstein ist der der am 20. Januar 1957 verstorbenen Marie Colacchia, geborene Hefter. Hier findet man auch die einzige erhaltene Gruft. Sie ist mit wildem Wein bewachsen und gehört dem Fabrikbesitzer Ignaz Anton Tieze (*28. 3.1869; †20. 12.1938). Auch sein Sohn Arthur Tieze (*11. 5. 1894; †12. 4. 1909) fand hier seine letzte Ruhestätte. Die Mitte des Friedhofs bildet ein großes hölzernes Kreuz, das von alten Bäumen beschattet wird. Rechts vor dem Eingang zum Friedhof steht ein neu errichtetes Kriegerdenkmal. Ein großer Stein mit einer Erinnerungstafel für die 1914-18 und 1939-45 im Krieg gefallenen Soldaten. Eine Friedhofskapelle wie in den Städten gibt es hier nicht. Von der alten Trauerhalle mit den Buntglasfenstern gibt es keine Spuren mehr. Auf eine neue Aussegnungshalle, die einen würdevollen Rahmen für den Abschied von den Verstorbenen bietet, warten die Hermsdorfer schon mehrere Jahre. Ein Platz hierfür ist schon lange vorgesehen. Der Neubau wird durch private Spenden finanziert und soll rund 1,5 Millionen Kronen kosten. Das gespendete Geld soll hauptsächlich für den Ankauf von Baumaterial verwendet werden. Damit die Gemeinde Kosten sparen kann, wird die Kapelle hauptsächlich mit Maurern aus der Gemeinde in Selbsthilfe gebaut.
Text und Foto: Stanislav Beran