Am Wochenende, vom Freitag den 01.04.2016 - Sonntag, 03.04.2016, besuchte ich mit Frau Elisabeth Bergmann und Herrn Strasser aus Altötting die Stadt Friedland in Nordböh-men. Frau Bergmann, heute 85 Jahre, kam nach der Vertreibung der Sudetendeutschen nach Marktl in Niederbayern. Sie war dort bis zu ihrer Pensionierung Lehrerin.
An diesem Wochenende wurde sie auf dem Weg nach Friedland und vor Ort von mir, sowie vom Schulleiter, Herrn Josef Strasser aus Marktl, den sie bereits als kleinen Buben aus den 50iger Jahren kennt, begleitet.
Frau Bergmann, die in Friedland aufgewachsen und bis zur Vertreibung in die Oberschule ging, ist eine von zwei letzten Zeitzeuginnen eines Wehrmachts-transportes im Herbst 1944 zum Wallensteinschloss, bei dem Kunstschätze aus dem Berliner Stadtschloss nach Friedland auf das Wallensteinschloss evakuiert wurden. An dieser Aktion war Frau Bergmann beteiligt. Während einer Dokumentation für das Deutsche Fernsehen am 02. April 2016 berichtete Frau Bergmann vor dem Schloss, wie damals die über 100 Schulkin-der der 7./8. Oberschulklassen vom damaligen Schulleiter Hauptmann auf die Sonderaktion am Schloss vorbereitet wurden. An diesem Tag gab es für alle schulfrei. Die Kinder mussten zum Schloss Friedland gehen, wo bereits Lkw-Wehrmachtskolonnen der Nazis mit Kunst-schätzen aus dem Berliner Schloss warteten, dass sie abgeladen und auf dem Alten Schloss eingelagert wurden. Die Kinder bildeten eine Transportkette, wo die vielen Kisten und verpackte Gegenstände dann zum Lagerort gebracht wurden. Das Interview, bei dem der Zeitzeugin, Frau Bergmann, große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, konnte sowohl im Hotel Zámecek in Raspenava sowie im O-Ton vor dem Schloss Frýdlant aufgezeichnet werden.
Bei der Ortsbesichtigung an der alten Oberschule in Frýdlant, von wo aus der Einsatz der Schüler für die Deutsche Wehrmacht angeordnet wurde, kam es sogar am 1. April 2016 zu einem zufälligen Zusammen-treffen mit dem derzeitigen Bürgermeister der Stadt Frydlant, Herrn Ing. Dan Ramzer (Foto). Dies war nicht geplant und auch kein Aprilscherz. Einen ganz wichtigen Stellenwert nahm auch ein Treffen mit Herrn Stanislav Beran ein, der über die historischen Veränderungen dieser Stadt seit der Vertreibung der Deutschen umfang-reich berichten konnte. Ihm wurde eine Chronik von Frau Elisabeth Bergmann zur Verfü-gung gestellt, in der die verwandtschaftlichen Beziehungen und Kontakte der Familie Bergmann, ihr Vater war Chefarzt am Krankenhaus in Friedland, die Kriegsjahre, Zerstö-rung von Teilen der Stadt sowie die Vertreibung der Sudetendeutschen einen großen Platz einnahmen.
Erich Stenz