1800-1900
Auch für die Zeit von 1800 bis 1900 gibt es viele interessante Details. Aus der Fülle der Notizen habe ich eine Reihe von Fakten und Ereignissen ausgewählt.
1806 25 Häuser
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Bei der Durchsicht der Taufmatriken fand ich folgenden überraschenden Eintrag:
7.11.1812
(Quelle: Eintrag Online-Archiv Leitmeritz N,I-N 1786-1837, S. 26)
* 7.11.1812 Jonnes Daniel, in Hohenwald, Nr. 8
Sohn von Joseph Cuy
k.k. Soldat bei der 2. Cordons Kompanie , stationiert in Hohenwald
Sohn von Helena
Tochter von Johann Daniel aus Irland, preußischer Soldat
Um klären zu können, warum der Sohn einer irischen Familie in Hohenwald geboren wurde, schrieb ich an Dr. Gerhard Bauer vom Militärhistorischen Museum Dresden.
Er erklärte mir:
Eines ist sicher: der Kindsvater war österreichischer Militärangehöriger. Er wird als "k.k.-Soldat" bezeichnet ist, was auch zu Hohenwald passen würde, das ja bis 1918 zu österreichischen Monarchie gehörte. Dass der Vater der Kindsmutter gleichfalls Ire war, aber in preußischen Diensten stand, ist keinesfalls ungewöhnlich. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein nahmen Berufssoldaten dort Dienste, wo Sold und Beförderungschancen am besten waren. Zusammen mit Schotten und Schweizern stellten Iren, die berühmten "Wildgänse", die größten Gruppen von Söldnern. In allen europäischen Heeren waren sie vertreten. In der Armee der französischen Monarchie stammten 10% der Offiziere und Soldaten aus dem Ausland. Teilweise waren die régiments étrangers, wie die Iren, sogar in eigenen Brigaden zusammengefasst. Auch in habsburgischen Diensten waren Iren vertreten.
Wenn das Kind im November 1812 auf die Welt gekommen ist, dann hatte der Vater offenbar das Glück, nicht zum österreichischen Hilfskorps der napoleonischen
Invasionsarmee in Russland zu gehören. Oder er blieb aus irgendwelchen Gründen nicht bei seinem Truppenteil, als dieser nach Russland zog. Die Österreicher, befehligt von Fürst Schwarzenberg,
bildeten 1812 das XII. Korps der Grande Armée in Russland. Interessanterweise gehörte zur Korpskavallerie das 3. Chevaulégers-Regiment, dessen Chef ein Ire namens O'Reilly war. Das heißt aber
nicht, dass das Regiment komplett aus Iren bestand. Als Preußen, das 1812 ebenfalls auf napoleonischer Seite in Russland gekämpft hatte, im Februar 1813 ein Bündnis mit Russland einging und im
März Frankreich den Krieg erklärte, blieb Österreich vorerst neutral. Es unterstützte Frankreich nicht mehr, erklärte sich aber auch nicht offen für die Gegenseite. Erst im Sommer 1813 trat
Österreich offen zur antinapoleonischen Koalition über und erklärte Frankreich am 12. August den Krieg.
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(Quelle: Zwischen Elbe und Riesengebirge: Die Kämpfe der 2. leichten Divisionen in Böhmen 1813; (erschienen 1900)
von Major Josef Paldus
In dieser Schrift finden sich viele Hinweise auf Hohenwald und auch zu der Schlacht bei Olbersdorf (=Wüstolbersdorf).
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Im staatlichen Archiv in Reichenberg/Liberec nahm ich auch gründlich Einsicht in das Pfarrgedenkbuch von Wittig. Viele Notizen des dortigen Pfarrers könnten genauso auf Hohenwald zutreffen. Hohenwald war nach Ober Wittig eingepfarrt.
13.1.1828 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Ober Wittig
Am 13. Jänner abends um 8 Uhr kam bei gelinder Witterung ein starkes Donnerwetter von Westen, machte mehrere heftige Donnerschläge, es fiel ein starker Platzregen, binnen 24 Stunden trat starker Frost ein, welcher sich bis 20-22 Grad Kälte nach und nach vermehrte. Das merkwürdigste ist, daß das Jahr zuvor (=13.1.1827) an demselben Tage einige Stunden später fast ebensolche Witterung sich ereignete.
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1830
Bau einer Windmühle durch den Scholzen Wenzel Zücker, der im Kretscham in Hohenwald wohnte.
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(Quelle: Vladimír Jehlík
„Die Vegetationsbesiedlung der Dorftrümmer in Nordböhmen- Eine Studie über synanthrope Vegetation und Flora“, Prag 1971)
Im Jahre 1834 lebten in der Siedlung 185 Einwohner, welche sich hauptsächlich mit Hausweberei beschäftigten. Es gab 31 Häuser.
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- 29.3.1835 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Ober Wittig
Der 29. März (1835) war für Oberwittig ein Tag des Schreckens: Der Morgen begann sehr warm, die Natur üppig: Es war vorauszusehen, daß etwas folgen würde. In der 5. Nachmittagsstunde kam von Westen ein Donnerwetter, welches ohne Regen mit unförmlichen Stücken Eis von 8 bis 10 Loth (=in Österreich: 17,5 Gramm) auch etwas weniger, zu toben anfing, gegen 5 Minuten bei starkem Winde anhielt, in Oberwittig das Wintergetreide an vielen Enden ganz zerschlug, wobei die Pfarr…. auch einen Theil traf, in Oberwittig war kein Haus, wo nicht die Fenster zerschlagen waren, besonders litten Hohenwald und Wüstolbersdorf, wo es sich dann ins Gebirge verlor.
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- 1838
ist im Geburtsregister (N,I-N 1837-1864) die Hebamme Barbara Passig aus Hohenwald notiert. (auch 1821)
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1840 (wahrscheinlich) (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Am 31. October gegen Abend erhob sich ein Sturm, der so fürchterlich tobte, daß gegen ¾ 12 es einem kleinen Erdstoß ähnlich war, so daß man in dem Dorfe Hohenwald in Angst gerieth, und die Menschen vor 2 Uhr nicht schlafen gingen.
8. April 1843
Den 8. April war gegen Abend ein sehr starkes Gewitter mit Schloßen, zerschlug an der Nordseite an der Kirche in Ober Wittig mehrere Fenster, als auch am Kreuzwege, in der Nacht ein fürchterlicher Sturm, gegen ¾ auf 12 war es, als eine Erdschütterung, welches auch die Bewohner von Hohenwald wollen bemerkt haben, wird wohl bloß der fürchterliche Sturm gewesen sein.
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Unwetter ereigneten sich immer wieder, und es wurde sogar in überregionalen Zeitungen davon berichtet.
21.6.1843 Linzer Zeitung
Böhmen
Friedland, den 7. Juni.
Am Pfingst-Sonntage Nachmittags erhob sich in hiesiger Gegend ein fürchterliches Unwetter. Es umzog sich der Horizont, schwarze Wolken thürmten sich auf und ein Gewitter drohte mit unheilvollen Blitzen. In der fünften Nachmittagsstunde schlug der Blitz ins hochobrigkeitliche alte Schloß zu Grafenstein, zündete, und es wurden sämmtliche Dächer, Thürme und oberen Wohnungen des Schlosses bis auf die gewölbten Zimmer des ersten Stockwerkes herab ein Raub der Flammen. Die HH. Beamten und Scribenten (=Schreiber), Bewohner dieses Theils des Schlosses, konnten von ihren Habseligkeiten nur wenige, und einige gar nichts retten.
Die im nördlichen Zipfel der Herrschaft Friedland zwischen dem sächsischen Dorfe Weigsdorf und dem preußischen Städtchen Marklissa in gerader Richtung liegenden Dörfer wurden zu gleicher Zeit von einem so starken Hagelschlage heimgesucht, daß im wahren Sinne des Wortes kein Halm mehr aufrecht stehen blieb. Die Schlossen fielen bis zur Größe von Hühnereiern, ¼ Pfund und darüber schwer, schlugen das Gras und Getreide in den Boden und die Wipfel und Aeste der Bäume herunter, zersplitterten an den Häusern unzählige Fensterscheiben und zerschmetterten selbst Fensterrahmen und Ziegel auf den Dächern. Noch des anderen Tages früh fand man Schlossen in der Größe von Taubeneiern am Boden. Hasen wurden getödtet und mit gebrochenen Gliedmaßen gefunden, Rebhühner hatten schutzsuchend ihre Köpfchen unter Wurzeln und dichtem Grase verborgen, und man fand sie in dieser Stellung- todt.
Dieses Unwetter wurde von einem fürchterlichen Sturm begleitet, welcher Bäume brach und entwurzelte und Häuser abdachte. Im Dorfe Bullendorf und Heinersdorf zündete der Blitz und die Flammen verzehrten im ersten Orte ein und im andern vier Häuser, worin auch einige Hausthiere ihren Tod fanden. Der vom Hagel getroffene Streifen Landes auf hiesiger Herrschaft ist ungefähr eine Stunden breit und 3 Stunden Wegs lang, und bemerkenswerth hierbei ist, daß in der Gegend des 2 Stunden hiervon entfernten Dorfes Weißbach weder Sturm noch Hagel verspürt wurde. Durch die völlige Vernichtung der Kornsaaten ist dem ärmeren Theile der betreffenden Dorfbewohner, deren Hauptnahrungszweig, die Kattunweberei, gänzlich darniederliegt, die frohe Aussicht auf eine nährende Fechsung benommen worden, und es verdient ihr Zustand die Aufmerksamkeit der Bemittelteren.
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- 1843 (Quelle: Vladimír Jehlík „Die Vegetationsbesiedlung der Dorftrümmer in Nordböhmen- Eine Studie über synanthrope Vegetation und Flora“, Prag 1971)
Die Siedlung hat 239 Einwohner und 35 Häuser.
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- 1844
(Quelle: Schubert „Geschichte von Olbersdorf, Hohenwald, Christiansau und Dittersbach“ 1908, S. 47)
In Hohenwald lasteten auf den meisten Häusern 13 Robottage, 7 kr. Georgi-, 7 kr. Gallizins und 10 kr. Spinngeld.
Im Jahre 1844 erteilte der Graf Eduard von Clam-Gallas den Bauern die Genehmigung, sich von der Robotleistung freizukaufen. Die Robotleistung wurde mit 4 Prozent kapitalisiert angenommen, auf welche Weise die Ablösung ziemlich viel Geld erforderte.
Diese unklare, trübe, gedrückte und schwüle Stimmung dauerte bis 1848, welches Jahr den langgeknechteten Untertanen endlich Erlösung von den Robotdiensten brachte.
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- 1844 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Den 17. Januar früh gegen 2 Uhr war gegen Osten ein starkes Gewitter mit vielen Blitzen begleitet.
Am 23. Jänner fing der eigentliche Winter an, es war stürmisch, es fiel viel Schnee, dann im Februar bis Ende März waren die Schneemassen 9 bis 10 Ellen; nach Hohenwald waren die Wege nicht zum Gehen noch zum Fahren gegen 10 Tage, die Saat fing erst gegen 20. April an, und Anfang Mai hatten sich die fürchterlichen Schneemassen beinahe verloren ohne viel Schaden zu verursachen.
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- 15.3.1845 (Quelle: Geschichte der Gemeinde Neundorf (1933), (jetzt: Nová Ves), S. 292)
Am 15. März 1845 herrschte ein furchtbares Schneegestöber und große Kälte. Ein Weber aus Dittersbach namens Anton Altmann (33 J., 5 Kinder) aus Nr.163 war nachmittags 4 Uhr bei der Firma Seidel in Kratzau mit einer Werfte abgefertigt worden und hatte am Rückwege über Hohenwald nach Hause gehen wollen. Sonntag früh ward er am Wege nach Wittig an der Straße, wo der Weg von Kratzau herauskommt, tot aufgefunden. Es war am 16. März, gerade der Palmsonntag. Der Erfrorene wurde in die Neundorfer Totenkapelle gebracht.
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Quelle:
Heimatskunde des Reichenberger Bezirkes : Stadt und Land : Anhang: Böhmisch-Aicha und Bösching / unter Mitwirkung der Bezirkslehrerschaft und vieler Förderer des Unternehmens verfasst von Anton Franz Ressel . Reichenberg : Lehrerverein des Stadt- und Landbezirkes : 1903-1905. 2 sv. , Band 2)
1845 und 1846 trat die Kartoffelfäule verheerend auf, so daß fast gar keine Erdäpfel zum Genusse brauchbar waren. Die dadurch erhöhten Getreidepreise und der ungemein niedrige Weberlohn verursachten eine allgemeine Not. Dazu folgte 1847 ein harter Winter und ein nasser Sommer, so daß die Hungersnot noch stieg. … Infolge der Not herrschten Ruhr und Typhus epidemisch.
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1. und 2. August 1858
(Quelle: Julius Helbig, Beiträge zur Stadt und des Bezirkes Friedland, Band 3, 1894), S. 301f.
Unwetter
Auch in Dittersbach, Hermsdorf, Christiansau, Einsiedel, Buschullersdorf und Arnsdorf verursachten die aus ihren Ufern getretenen Bäche an Wasserwehren, Uferbauten, Brücken, Stegen, Grundstücken usw., in Buschullersdorf auch an zwei Gebäuden die mannigfaltigsten Beschädigungen. In Dittersbach und Christiansau wurde je 1 Brücke stark beschädigt.
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- 1859 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Das höchste Lebensalter (im Jahre 1859), nämlich 90 Jahre, hatte der am 16. März verstorbene Adalbert Richter, Gedingsgärtner, aus Hohenwald Nr.8 erreicht.
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um 1840/50 (Quelle: Angaben Landkarte II. Militärische Aufnahmen)
In Hohenwald waren 37 Häuser.
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- 1863 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Der älteste Verstorbene (+ 5.11.1863) war Franz Bartusch (Inmann und Bettler), aus Hohenwald Nr. 18 (76 Jahre).
1864 - Im Jahre 1864 lebten in 38 Häusern 247 Einwohner (davon schulpflichtige Kinder: 15 Knaben und 10 Mädchen).
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Juli 1865 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Seit einigen Wochen herrschte eine wahrhaft tropische Hitze und die ältesten Leute können sich eines so frühen und heißen Sommers nicht erinnern. Leider übt die andauernde Hitze einen schädlichen Einfluß auf die Vegetation aus. Die Wiesen sind stellenweise ausgebrannt, von einem Klee-Erträgnis ist gar nicht zu reden, andere Futterkräuter verkümmern bei der anhaltenden Trockenheit ebenfalls. Viele Grundbesitzer werden ihren Viehbestand, wollen sie es nicht Futternoth leiden lassen, sehr verringern müssen.
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Juni 1866 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Ober Wittig
Angesichts der drohenden Kriegsgefahr, gegen die sich Österreich im Süden von italienischer, im Norden von preußischer Seite zu versehen hat, ist die dermalige Situation eine schreckliche. Alles liegt darnieder, Handel und Gewerbe, nichts geht mehr. Die ohnehin meist von der Hand in den Mund lebenden armen Weber müssen wochenlang feiern (= sind arbeitslos), ehe sie nur ein wenig Arbeit bekommen; der letzte gesparte Pfennig wird zugesetzt. Gott gebe, daß sich bald alles wieder zum Besseren wendet, sonst ist bei dieser anhaltenden Arbeitslosigkeit Hungersnoth, Krankheiten und alles Schlimme zu befürchten.
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Der befürchtete Krieg trat auch wirklich ein:
1866 Deutscher Krieg (Quelle: Wikipedia)
Der Deutsche Krieg war eine militärische Auseinandersetzung Österreichs mit Preußen. Der Krieg wurde um die Vorherrschaft in Deutschland ausgetragen. Er endete mit einem Sieg Preußens (und seiner Verbündeten) über Österreich (und seine Verbündeten) und hatte die Auflösung des Deutschen Bundes zur Folge. Preußen übernahm damit von Österreich die politische Vormachtstellung unter den deutschen Ländern und gründete den Norddeutschen Bund.
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- 1866
(Quelle: A. Jahnel „Chronik der Preußischen Invasion des nördlichen Böhmens im Jahre 1866“), S. 89
„… Der 16. Juni brachte die Kunde, daß Preußen an Sachsen den Krieg erklärt habe und sofort langte auch die Nachricht ein, daß die Preußen in Sachsen eingerückt sind und ihre Vorpostenkette längs der Bezirksgrenze von Wiese bis Hohenwald vorgeschoben haben. Hiedurch war der Friedländer Verwaltungsbezirk zu 2/3 Theilen von Preußen eingeschlossen und es konnte durch ein Vorgehen des Feindes von Zittau aus über Kratzau und von Schreiberhau über Gablonz nach Reichenberg die Belagstruppe des Friedländer Bezirkes leicht gänzlich abgeschnitten werden.
So rückte der 23. Juni heran, der den Krieg mit all seinen Schrecknissen brachte, denn an diesem Tage überschritten in der sechsten Frühstunde das III. und IV. preußische Armeecorps die Landesgrenzen …dann von sächsisch Reichenau aus über Hermsdorf und Hohenwald, und drangen, ohne auf Hindernisse zu stoßen, so schleunig vor, daß schon in den Nachmittagsstunden der ganze Friedländer Bezirk von Ebersdorf bis Einsiedel von feindlichen Truppen überschwemmt war. …
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Auszug aus: A. Jahnel „Chronik der Preußischen Invasion des nördlichen Böhmens im Jahre 1866“, Reichenberg, 1867 im Selbstverlag des Verfassers)
Teil: Die Invasion des Bezirkes Friedland, ab S. 88
- 23. Juni 1866
ab S. 129
Ober- und Niederwittig
„Am 23. Juni Früh um 7 kam ein österreichischer patrouillirender Hußar vom Kikelsberge, welcher sich am nördlichen Ende des Dorfes hart an der Grenze Sachsens erhebt und eine treffliche Aussicht in die Lausitz gewährt, in das Dorf herabgesprengt mit der Schreckenskunde: „Jetzt werden gleich die Preußen kommen!“ Ehe noch eine Viertelstunde verging, zeigten sich auf der Spitze des Kikelsberges Reiter, Reiter auf allen Seitenpfaden desselben, sie kamen näher, es waren preußische blaue Hußaren, welche von Sächsisch-Lichtenberg kamen. An 200 Mann ritten den Weg entlang, der sich gegen Hohenwald und Olbersdorf hinzieht, ein anderer Theil ritt mit gespannten Karabinern durch das Dorf und noch andere recognoscirten (=erkundeten) Fluren und Felder zu beiden Seiten des Dorfes.
… Bei der Windmühle in Hochwald (=Hohenwald) sah man mehrere Kanonen aufgestellt mit den dazu gehörigen Munitionswagen und ganze Reihen von Cavallerie und anderem Militär. Auch einzelne dumpfe Kanonenschläge glaubte die geängstigte Fantasie zu vernehmen, es war mit einem Wort ein Tag der Furcht und Beklemmung.
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(Quelle: Josef Schubert „Geschichte der Orte Olbersdorf, Hohenwald, Christiansau und Dittersbach“, 1908)
Am 23. Juni 1866 kam ein pommersches Kürassürregiment von der ersten schweren Kavallerie-Brigade unter Kommando des Generals von Goltz über Lichtenberg nach Hohenwald, wo nur ein Teil davon einquartiert werden konnte. Am meisten hatten die Besitzer der Häuser Hohenwald Nr.11, 12 und 33 zu leiden, weil dort das Hauptlager aufgeschlagen wurde. Unweit vom Kretscham standen die Munitionswagen und ganze Reihen von Kavallerie und anderem Militär.
Die Windmühle wurde von preußischen Truppen zerstört (sie stand dann bis 1896 als Ruine), Feldfrüchte vernichtet usw., Karl Anders Nr. 7 und Josef Ullmann Nr. 9 mußten jeder ein Stück Vieh hergeben, welches geschlachtet wurde. Am 25. Juni hatte die 3. Eskadron der 3. schweren Kavallerie-Brigade ein Biwak bei Hohenwald aufgeschlagen, wo aus Reichenau 150 Pfund Fleisch und sonstige Viktualien geholt wurden. Durchmärsche fanden dann noch nach allen Richtungen statt.
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(Quelle: Josef Schubert „Geschichte der Gemeinde Ringenhain nebst vielen Nachrichten aus der Umgebung“, 1900, S. 120
Am 2.1.1866 erhängte sich der 20 Jahre alte Emanuel Nührich, Dienstknecht in Ringenhain, aus Hohenwald.
(Z, I-Z 1819-1871 Ringenhain/Větrov, S. 126; Sohn des +Franz Nührig* aus Hohenwald; Selbstmord 1 Uhr früh; beerdigt auf dem Friedhof in Ringenhain am 4.1.1866 um 5 Uhr früh)
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1867 -gab es in Hohenwald 5 Trauungen.
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(Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
- 25. Oktober 1868
Heute Nachmittag wurde das Hohenwalder Kreuzstandbild eingeweiht.
- 7. Dezember 1868
Ober Wittig
Auch bei uns hier hat der heute in der Zeit von Vormittags 11 Uhr bis 3 Uhr Nachmittag wütende Sturm bedeutenden Schaden an Gebäuden und Bäumen verursacht. Schornsteine hat er umgeworfen, Häuser abgedeckt, Fenster reingedrückt, Bäume zerbrochen oder entwurzelt. Namentlich wurden die Fenster der hiesigen Kirche arg mitgenommen, eines derselben war so beschädigt, daß es keiner Restaurierung mehr unterzogen werden konnte, sondern durch ein neues ersetzt werden mußte. Der Schaden, welcher durch den orcanartigen Sturm den umliegenden Waldungen zugefügt wurde, soll unabsehbar sein.
7. Dezember 1868 - Die bereits zerstörte Windmühle in Hohenwald wurde am 7. Dezember 1868 durch einen orkanartigen Sturm gänzlich zertrümmert.
1868 - gab es 1 Trauung in Hohenwald.
1868 - Das älteste verstorbene Individuum war die Witwe von Gottfried Andersch, Nr. 7, Elisabeth Andersch von Hohenwald im Alter von 82 Jahren (+ 27.4.1868)
1869 - Das älteste verstorbene Individuum war Magdalena Andersch aus Hohenwald, Witwe von Wenzel Andersch, Nr. 7. Sie hatte ein Alter von 89 Jahren (+ 12.5.1869)
etwa 1870 - Hohenwald hat 38 Häuser und 262 Einwohner.
Oktober 1871 - Die neue Aera hat hierorts die Gleichgültigkeit gegen die Religion und die Theilnahmslosigkeit am Gottesdienste zur treuen Begleiterin. Nachdem es bekannt geworden, dass die neue Gesetzgebung Sonntagsarbeiten, wenn sie dringlich erscheinen, ohne Anstand gestattet, so geht man noch einige Schritte weiter und macht nun jeden Sonntag ohne Ausnahme besonders Sommerszeit zum Werktage unter dem eitlen Vorwand: die vorgenommene Arbeit sei eine dringend gebotene. Die weltliche Behörde schweigt, das Wort des Geistlichen wird zu wenig beachtet. Schließlich heißt es: Anderwärts arbeitet man ja auch. So geschieht es, daß das Wort Gottes oft vor leeren Bänken geprediget wird, was früher nie der Fall war. Tanzkränzchen und Bälle werden trotz des Dagegenredens des Geistlichen zumeist jetzt Samstag Abend abgehalten. Gott bessere es!
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März 1872
(Quelle: Heimatskunde des Reichenberger Bezirkes : Stadt und Land : Anhang: Böhmisch-Aicha und Bösching / unter Mitwirkung der Bezirkslehrerschaft und vieler Förderer des Unternehmens verfasst von Anton Franz Ressel . Reichenberg : Lehrerverein des Stadt- und Landbezirkes : 1903-1905. 2 sv. , Band 2), S. 645
Der älteste Verein (in Wittig) ist der Militär-Veteranenverein für Ober- und Niederwittig und Hohenwald. Derselbe wurde auf Anregung des Gastwirtes Franz Kreschel in Nieder-Wittig Nr. 70 im März 1872 zur Erinnerung an die Schlacht bei Kustozza gegründet. Das Protektorat (=Schirmherrschaft) übernahm Seine kaiserliche Hoheit Feldmarschall Erzherzog Albrecht. Die Fahne, deren feierliche Einweihung am 6. September 1874 stattfand, führt mit Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. den Reichsadler. Der jetzige Protektor ist Seine Exzellenz Graf Franz Clam-Gallas.
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Mai 1872 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Die Blatternkrankheit tritt im hiesigen Kirchsprengel ziemlich heftig auf und fordert auch manches Opfer.
18. Mai 1872
Ober Wittig
Heute Abend wurden wir von einem gräßlichen Unwetter heimgesucht. Es mochte etwa 9 Uhr sein als es nach allen Seiten hin furchtbar blitzte und donnerte. Schwarze Gewitterwolken rückten immer näher heran, endlich standen solche auch über uns. Der nun massenhaft niederströmende Regen, das Geprassel der Schloßen (=Hagel), die wir zu dieser Zeit gar nicht gefürchtet, das Klirren der Fensterscheiben, das Brausen des Sturmes machten unsere Herzen beben und wir fühlten wiederum recht lebendig unsere Ohnmacht und Schwäche.
Als es vorübergezogen und wir der Gefahr glücklich entgangen, drängte sich uns folglich der Gedanke, die Vermuthung auf: Unsere Saaten werden wohl arge Beschädigungen erlitten haben. Und so war es auch. Verwüstet, vom Hagel zerschlagen lagen unsere Kornsaaten da. Die Felder des Schreibers (=Pfarrer von Ober Wittig) dieses wurden auf das Härteste mitgenommen, seit 9 Jahren hat er nun bereits das fünftemal durch Schloßen die empfindliche Schädigung seiner Saaten zu beklagen. Steigt irgendwo in der Nähe ein Hagelwetter auf, wie magnetisch zieht es der Kikelsberg an sich, an dem so nahe die Pfarrwidmuth liegt.
Anfang März 1873
Ober Wittig
Der zu Ende eilende Winter war einer der mildesten seit Menschengedenken. Schnee gab es wenig und Fröste auch nicht viele, manche Frühlingsblume schickte sich an, auch im Freien ihren Blütenschmuck zu entwickeln: Die früher als sonst angekommenen Singvögel fangen an, die Natur zu beleben.
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(Quelle: Heimatskunde des Reichenberger Bezirkes : Stadt und Land : Anhang: Böhmisch-Aicha und Bösching / unter Mitwirkung der Bezirkslehrerschaft und vieler Förderer des Unternehmens verfasst von Anton Franz Ressel . Reichenberg : Lehrerverein des Stadt- und Landbezirkes : 1903-1905. 2 sv. , Band 2, S. 645)
Zu dem Militär-Veteranenvereine gesellte sich 1874 der Saatgängerverein für Ober- und Nieder-Wittig und Hohenwald, der 1901 das Fest der Weihe der zweiten Fahne feierte.
10. Mai 1874
Saatgängerverein
Am 5. Sonntag nach Ostern, das ist am 10. Mai (1874), wurde die Fahne des hiesigen Saatgängervereines vor dem vormittägigen Gottesdienste in Anwesenheit des Neundörfer Saatgänger- und des hiesigen Veteranen-Vereines und einer sonst noch großen Zahl Andächtiger feierlich eingeweiht. Die Einschreibung zu dem Vereine begann bereits im Jänner, bald thürmten sich Schwierigkeiten auf; doch tauchten diese glücklicher Weise bald unter und verschwanden und die Theilnahme an dem Vereine wurde so rege, daß der Verein im März schon 130 Mitglieder aufweisen konnte. Die Statuten wurden im April einer h.k.k. Statthalterei zur Bestätigung unterbreitet und diese erfolgte überraschend bald zur Freude des ganzen Vereines.
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6. September 1874 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Am 6. September 1874 Fahnenweihe des Militär-Veteranenvereines in Wittig. Gottesdienst und Weiheakt auf dem ersten Felde hinter der Kirchhofmauer nördlich gegen den Gickelsberg zu.
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1874 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Anfangs Juli des Jahres 1874 war der Comet Coggia gegen Norden sichtbar.
(Anmerkung: https://de.wikipedia.org/wiki/C/1874_H1_(Coggia))
C/1874 H1 (Coggia) war ein Komet, der im Jahr 1874 mit dem bloßen Auge gesehen werden konnte. Er wird aufgrund seiner außerordentlichen Helligkeit zu den „Großen Kometen“ gezählt.
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September 1878 (Quelle: Pfarrgedenkbuch Wittig)
Am 15. Sonntag nach Pfingsten d.i. den 22. des Monates (September) wurde in Hohenwald eine seltene Festlichkeit abgehalten. Das Dorf hatte noch keine Aveglocke, kein Kapellchen, kurz außer dem Dorfkreuzesstandbilde nichts, was sonst die Andacht anzuregen und zu nähren pflegt. Da sollte nun anders, das sollte besser werden. Eine gewisse Witwe mit Namen Apollonia Schwarz erbte von ihrem Enkel, der in Gitschin (= Jičín) als Soldat starb, etliche 60 fl. Ö.W. (=Gulden österreichischer Währung)
Sie wollte mit diesem Geldbetrage für Hohenwald etwas Gutes stiften und frägt ihren Schwiegersohn Franz Rieger, wie sie dies am besten thun könne. Dieser rieth ihr, sie möge eine Aveglocke anschaffen. Die ging in den Vorschlag freudig ein, die Glocke wurde bei Josef Dipoldt Kunst- und Glockengießer in Prag bestellt, statt des einfachen Glockendaches ein Kapellchen unter der Bezeichnung „Glockenhäuschen“ gebaut und an dem obengenannten Sonntage die Glocke im Beisein einer großen Volksmenge und vieler Glockenpathen auf das Kapellen-Thürmchen hinaufgezogen. So wie jede gute Sache Gegner hat, so war es auch hier der Fall. Allein sie gewann schließlich, wie immer, die Oberhand und siegte. Machte auch der Bau des Häuschens und der Glocke mehr aus als anfänglich beabsichtigt war, so wurden gleichwohl durch die reichlichen Geschenke, welche der fromme, gute, christliche Sinn spendete, die Auslagen zumeist gedeckt und der Schlange war damit auf den Kopf getreten. Die Glocke kostete 68 fl.. Daß diese Glockenangelegenheit dem gewünschten Ziele zugeführt wurde, galt es für Schreiber dieses, sich derselben mit warm und thätig anzunehmen. Geweiht wurde die Glocke in Prag (sieh’ Archiv Fach A).
(Anmerkung: Laut Eintrag im Pfarrgedenkbuch Wittig wurde die Glocke am Sonntag, 29.9.1878 in Hohenwald in der Kapelle aufgehängt. Der Pfarrer schreibt: „Am 15. Sonntag nach Pfingsten…“. Das ist der 29.9.1878. Er schreibt als Datum allerdings den 22.September dazu.)
- 1878 (Quelle: Josef Schubert „Geschichte der Orte Olbersdorf, Hohenwald, Christiansau und Dittersbach“, 1908)
Im Jahre 1878 wurde in Hohenwald eine Kapelle um 253 Gulden gebaut. Die Glocke hatte Magdalena Schwarz* Nr. 34 für 68 Gulden gekauft. Die Glockenweihe fand am 28. September 1878 (=Samstag) in Hohenwald statt. Seit dem Jahre 1878 versieht Josef Thiel Nr. 39 den Glöcknerdienst.
(* Magdalena Zücker, verheiratete Schwarz aus Nr.2, wohnhaft Nr. 34, + 10.1.1880, mit 86 Jahren
Tochter von Anton Zücker Veronica Neumann, Dittersbach, + 7.3.1839, 67 Jahre)
- 5. Juli 1880 - Empfang und Installation (=kirchliche Amtseinführung) des neuen Pfarrers Josef Schnabl
Am 5. Juli 1880 wurde der neue Pfarrer von Herrn Vorsteher in Oberwittig J. Pfeifer in Neustadtl abgeholt, und bei Dittersbach vom Herrn Vorsteher Kaulfersch von Niederwittig und den Spitzen der Ober- und Niederwittiger Feuerwehr, des Veteranenvereins und des 1.Rathes von Hohenwald, die ihm in mehreren Kutschen entgegengefahren waren, empfangen und nach Hohenwald geleitet. Dort hatten bei einer Ehrenpforte die gesamten Schulkinder, die Ober- und Niederwittiger Feuerwehr, der Veteranenverein und eine große Volksmenge Aufstellung genommen. … der imposante Festzug bewegte sich dann durch Oberwittig …
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- 1880 - hat Hohenwald 41 Häuser mit 243 Einwohnern.
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(Quelle: von mir ausgezählt aus den Online-Matriken von Leitmeritz)
- 1806-1880: Sterbefälle Kinder in Hohenwald (unter 18 Jahre)
Insgesamt starben in Hohenwald im Zeitraum von 1806 bis 1881, also innerhalb von 75 Jahren, mindestens 423 Kinder. Auffallend hoch ist die Anzahl in folgenden Jahren:
1807: 14 Kinder
1829: 11 Kinder
1843, 1848, 1852, 1856 und 1878: je 10 Kinder:
Als häufigste Todesursachen werden genannt:
- angeborene Schwäche
- Keuchhusten
- tot geboren
- Auszehrung (= Tuberkulose, Kräfteverfall)
- Fraisen (= Epilepsie, Krampfanfall)
- Fraisel(n) (=Ausschlag mit Fieber, evtl. Masern)
- Durchfall, Darmerkrankung, Rote Ruhr
- Stöckflößl (=evtl. Steckfluß= Asthma)
- Schleimfluß (=Typhus)
Von den Todesfällen war 1 Selbstmord (Junge 14 3/4 Jahre) am 8.3.1861 durch Erhängen verzeichnet. Er wurde obduziert und „in aller Stille, ohne Sang und Klang begraben“.
Bei einem Kind steht als Todesursache „Ertrunken“ (12.6.1823; 1 Jahr, 4 Monate).
Die Todesfälle traten überwiegend kurz nach der Geburt, einige Wochen und Monate danach oder vor Vollendung des 3. Lebensjahres auf. Hatten die Kinder das Alter von 3 Jahren erreicht, so bestand für sie überwiegend die Chance, erwachsen zu werden.
Ich vermute, dass „Fraiseln bzw. Fraisen“ als Todesursache meist dann festgehalten wurde, wenn man die genaue Todesursache nicht kannte.
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- um 1882 brannte in Hohenwald das Haus Nr. 26 (hier Dachstuhlbrand) nieder.
- Juni 1883
Im Juni 1883 brannte das Haus des Franz Meereis, Nr. 13 ab.
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(Quelle: (Neue) Friedländer Zeitung, Nr. 3/2016 (Herausgeber: Stanislav Beran)
- 23. Februar 1883 Österreichische Forstzeitung
Ertappte Wildschützen
Am 8. Dezember 1882 unternahmen die Förster Wenzel Sachers aus Dittersbach, Franz Hausmann aus Christiansau und Felix Böhm aus Olbersdorf und der Forstadjunkt Eduard Neuwinger unter Zuziehung des Einsiedler Gendarmeriepostenführers Franz Rudert am frühen Morgen von Dittersbach in Böhmen einen Streifzug gegen Wildschützen in die herrschaftlichen Waldungen. Bei der sogenannten Mordwasserbrücke nächst Dittersbach bemerkten sie in dem frisch gefallenen Schnee die Fußspuren zweier Männer.
Sie verfolgten die Spuren und bemerkten bald zwei als Raubschützen wohlbekannte Individuen, nämlich einen Korbmacher* und einen Maurer* aus Hohenwald. Als sie dieselben anriefen und zur Abgabe der Gewehre aufforderten, drehten sich diese um und brachten die Gewehre schußbereit gegen den vorausgeeilten Adjunkten und den Postenführer in Anschlag.
Erst als sie die nachkommenden Förster bemerkten, ergriffen sie die Flucht über die sächsische Grenze, liefen aber wieder zurück gegen Hohenwald.
In der Waldung bei Hohenwald fanden die Verfolgenden die beiden Gewehre der Wildschützen, welche diese in einem Dickicht versteckt hatten. Die Fußspuren führten bis zur Wohnung des Letzteren. Beide leugneten rundweg ab, wurden aber natürlich verhaftet.
Bei der am 15. Februar vor dem Kreisgericht stattgefundenen Hauptverhandlung gestanden sie zwar zu, mit Gewehren am Tatort gewesen zu sein, leugneten aber entschieden, die Gewehre auf jemanden in Anschlag gebracht zu haben.
Der Gerichtshof sprach sie aufgrund der Zeugenaussagen des Verbrechens des versuchten Wilddiebstahls, des Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit und der Übertretung gegen das Waffenpatent schuldig und verurteilte den einen Raubschützen zu zwei Jahren, den anderen zu acht Monaten schweren, durch einen Tag im Monat Fasten und Einzelhaft verschärften Kerker. Bezüglich des Ersteren wurde auch die Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt.
Anmerkung:
* Die Verurteilten waren Anton Rieger (Maurer), der 1897 verurteilte Mörder des Dittersbacher Försters Franz Malik, und Wilhelm Reichart, Korbmacher (siehe Eintrag als Taufzeuge Taufmatrik Hohenwald 1865 bei Geburt Julius Krusche) in Hohenwald, Nr. 16.
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Einen interessanten Artikel über Hohenwald fand ich in der „Reichenberger Zeitung“ vom 18.7.1883, S. 1:
Reihe: Merkwürdige Punkte unserer Umgebung; von Josef Jahne
Aus der Umgebung Kratzaus.
Der Hohenwald
In das einzige Gasthaus des Ortes, ein kleines, freundliches Häuschen, traten wir ein, um uns an einem guten Glas Bier zu laben und von dem Marsche etwas zu erholen. Die Wirthin, ein altes, aber noch rüstiges Weiblein, setzte sich zu uns und sie fing an zu erzählen von vergangenen Tagen, wie zu Zeiten des „großen Napoleon anno 13“ ein Piket Feldjäger auf dem Hohenwald gelegen, wie die Franzosen vom „kahlen Berge“ hergekommen und den Hohenwald stürmend ersteigen wollten, aber von unseren wackeren Jägern kräftig zurückgeschlagen wurden. Lebhaft wußte sie sich noch zu erinnern, daß auf der Flucht ins Thal hinab die französische Feldapotheke umgeworfen sei und der Stückmeister dabei zu Grunde gegangen, daß die Kinder des Dorfes, nachdem der Feind vertrieben, hinab gingen und Gläser von der zertrümmerten Apotheke nach Hause brachten, die noch lange verwendet worden seien. Auch Kugeln hat man reichlich gefunden.
Von der Gründung des Ortes erzählte sie uns herzlich plaudernd, vor langen, langen Jahren sei einst die Gräfin Rädern aus Friedland auf den damals von Wald bedeckten Berg (daher der Name „Hohenwald“) gekommen, habe sich der Aussicht erfreut und fast am höchsten Punkt des Berges sei ein Brünnlein hervorgerieselt, so hell und klar, und da habe die Gräfin gesagt, hier ließe sich wohl ein schönes Dörfchen erbauen. Und so geschah’s. Alsbald entstanden zwölf Häuser am Gipfel des Berges, das Dorf breitete sich am östlichen Abhange immer tiefer aus und zählt gegenwärtig seine 42 Nummern. Aus dem Brünnlein aber, das die Ursache der Entstehung des Dörfchens geworden, rieselt das Wasser noch heute so frisch und fröhlich, wie damals, erzählt uns murmelnd von dem Herzen unserer Erde und verwundert blinkt es hervor aus dem Grase, auf so freier Höhe neugierig in die Ferne spähend. Die Mauer, die es früher schützte, ist jetzt verfallen. „Die jungen Leute halten nichts in Ehren“, setzte das Mütterlein betrübt hinzu.
Der Hohenwald, in der Volkssprache gewöhnlich Huwahl genannt, erhebt sich an der sächsischen Grenze östlich vom Gickelsberge bis zu einer Höhe von 611 Meter, während sein westlicher Nachbar nur 586 Meter erreicht. Er hat ein mehr abgerundetes, kuppenartiges Aussehen und steigt auch, wenigstens von der böhmischen Seite, nicht so steil empor, wie der Gickelsberg und es führt die Straße bis auf die Höhe. An dem südlichen Abhange gegen Kratzau zu breitet sich, umsäumt von der schütteren Häuserreihe der „Heidelade“, die schöne Fichtenwaldung des Brandberges aus; ebenso bildet auch Waldung gegen Wittig und Sachsen die Marken, während sie auf der östlichen Seite nur sporadisch auftritt. Der eigentliche Bergrücken ist bis oben hinauf mit Getreide und Graswuchs bedeckt, wenn auch der Ackerbau hier den Leuten mehr Schwierigkeiten machen dürfte, wie den Bauern des Flachlandes; schon wegen des langen Winters, der da oben früher einzieht und länger herrscht, als unten im Thale. Während es im Thale im Spätherbst noch regnet, hüllt sich der Hohenwald bereits in eine weiße Winterdecke, aus der er erst, wenn im Frühjahre die Sonnenstrahlen ernstlich auf das Fell niederbrennen, endgiltig entschlüpft. Die Ernte ist daher hier bedeutend später als im Flachlande.
Die Dörfler aber leben zufrieden und glücklich da oben in ihrer luftigen, einsamen Höhe. „Die Sonne strahlt am ersten hier, am längsten weilet sie bei mir“, so kann hier der Bursch jauchzenden Herzens singen, wenn er seinen Blick hinausschweifen läßt in die Welt, weit nach Sachsen und zurück ins schöne Böhmenland. Und die Aussicht ist wirklich prächtig, besonders von dem alten Steindamme aus, der aus den auf dem ausgerodeten Waldboden zusammengelesenen Steinen gebildet wurde: Das wellige sächsische Hügelland mit den freundlichen „grünumbuschten“ Häuserschnuren in den Thälern, den über das ganze Land zerstreuten dunklen Waldparcellen, die Landskrone bei Görlitz, der ganze nordöstliche Zipfel Böhmens bis über Neustadtl hinaus, vor allem aber das dunkle Isergebirge mit dem wälschen, dem Mitter- und großen Kamme (Vogelkuppen, Taubenhaus, Drachenberg, Tafelfichte), die in den düstern Isergebirgswaldungen aufstrebenden Thäler mit zierlichen Häusergruppen besät, die Reichenberger Gegend, der ganze Jeschkenkamm anschließend an die Lausitzer Höhenzüge im Westen gegen Zittau hin, alles das liegt als reizendes Kreispanorama zu unseren Füßen. Mit leichter Mühe könnte vom Hohenwalde aus noch ein größerer Kreis überblickt werden. Vor Jahren war nämlich hier eine Windmühle, fast auf dem höchsten Punkte erbaut, im Gange, die innere Einrichtung ist aber seither verfallen und nur das thurmartige Rundgebäude steht noch ohne das von den Preußen 1866 demolierte Dach. Wie leicht ließe sich da eine Stiege anlegen und ein zweckmäßiger Aussichtsthurm wäre fertig. In einer Zeit, wo auch Hohenwald eines zahlreicheren Besuches gewürdigt werden wird, wird man sicherlich die geringen Kosten nicht scheuen und aus dem alten Thurme, der als Mühle seine Dienste gethan, wird ein neuer entstehen und mancher Naturfreund wird sich von ihm aus an der prächtigen Rundsicht ergötzen.
Anmerkung:
Piket (Pikett): kleine Abteilung von Soldaten (frz. piquet)
Stückmeister: Bezeichnung für einen Geschützmeister, der die Bedienung einer oder mehrerer Kanonen befehligte.
Der Steindamm mit der guten Rundsicht könnte der bei Nr. 5 gewesen sein.
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- 3. August 1888
(Quelle: Julius Helbig, Beiträge zur Stadt und des Bezirkes Friedland, Band 3, 1894), S. 315, 318
Aber auch die zum Flussgebiet der Neiße gehörigen Bäche, der Gersbach und der Voigtsbacher Bach, das Dittersbacher und Olbersdorfer Wasser, waren mächtig angeschwollen und richteten in ….Dittersbach, Christiansau und Hermsdorf vielfachen Schaden an Grundstücken, Feldfrüchten, öffentlichen und Privatwegen, Brücken und Stegen an.
…Herbeigeführt wurde die Calamität durch einen 12- bis 15stündigen ununterbrochenen Regenfall, der sich nicht nur auf Teile Böhmens ausdehnte, sondern auch auf die Lausitz, Teile Niederschlesiens, Mähren, Niederösterreich, Ungarn, Norddeutschland usw.
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Am 12. Feber 1890 starb Clara Nührig, Gedingerin Nr. 4, im Alter von 90 Jahren 4 Monaten.
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- 1890
1890 waren es 204 Einwohner und 42 Häuser.
im Dokument von Günter Krause, Friedland: 202 Einwohner
im Pfarrgedenkbuch von Wittig: 201 Einwohner
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- 21.10.1890 Prager Tagblatt
Nächste Sitzung morgen Dienstag den 21. October um 11 Uhr Vormittags. Auf der Tagesordnung befinden sich…die erste(n) Lesung(en) der Landesausschßberichte …über das Gesuch der Ortschaft Hohenwald, Bezirk Friedland, um Ausscheidung aus der Gemeinde Christiansau und Constituirung als eine selbstständige Gemeinde…
Anmerkung: Das Gesuch wurde abgelehnt.
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- 1890
Internationale klinische Rundschau, Hauptteil 1890, S. 727
Aerztliche Stellen.
Distriktsarztstellen.
Im Bezirke Friedland (Böhmen) gelangen folgende Distriktsarztstellen zur Besetzung:
1. Für die Ortschaften : Ringenhain, Dittersbach, Christiansau, Hohenwald, Hermsdorf, Kunnersdorf, Dörfel, Weigsdorf, Minkwitz, Wustung und Preidlanz, mit zusammen 6466 Einwohnern, dem Amtssitze in Friedland, einem Jahresgehalte von 400 fl. und einer jährlichen Reisekostenpauschale von 123 fl. 33 kr. …
Die Umgangssprache ist in allen Distrikten die deutsche.
Die Gesuche um Verleihung einer der vorbezeichneten Stellen sind bis 30. April d.J. beim Bezirksausschusse in Friedland einzubringen und mit nachstehenden Nachweisen zu belegen:
1. Osterreichische Staatsbürgerschaft.
2. Berechtigung zur ärztlichen Praxis.
3. moralische Unbescholtenheit.
4. entsprechende physische Eignung (von einem k.k. Bezirksarzte ausgestelltes oder bestätigtes Zeugnis).
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Vielleicht waren zu diesem Ereignis auch Hohenwalder Einwohner nach Reichenberg gefahren.
Freitag, 2. Oktober 1891 Prager Tagblatt
Die Kaiserfahrt nach Reichenberg.
Die Reise, welche gleich von Prag an bei günstigem Wetter vor sich ging, gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge des Monarchen, welchem während der ganzen Fahrt seitens der Bevölkerung ununterbrochene Huldigungen und begeisterte Ovationen dargebracht und erhebende Beweise der Loyalität und des Patriotismus gegeben wurden.
(Anmerkung: Die Reden der Bürgermeister wurden in einzelnen Städten in Tschechisch gehalten.)
… Seinen Höhepunkt aber erreichte der Jubel und die Begeisterung der Bevölkerung am Ziele der Kaiserfahrt, in Reichenberg selbst. Sie loderte um so freudiger auf, als bekanntgeworden war, daß ein entsetzliches bübisches Verbrechen seinen Zweck, die Reise des Kaisers zu stören und seine rechtzeitige Ankunft in Reichenberg zu hindern, verfehlt hatte.
Der Einzug Seiner Majestät in Reichenberg, welcher bei prächtigsten Wetter erfolgte, dauerte von 9 ¼ Uhr bis 12 Uhr Mittags und gestaltete sich zu einer ebenso glänzenden als tief innigen Bewillkommnung des Monarchen seitens der gesamten Bevölkerung Reichenbergs, sowie der nächsten Umgebung aus dem Jeschken- und Isergau….
Die Aufstellung (in den Straßen) war folgende:…
…Gemeindevertretungen, Vereine…
…in der 2. Verbindungsgasse zwischen Bahnhofstraße und Tuchplatz, dann auf dem Tuchplatz und in der Gisela-Gasse: Turner des Jeschken-Isergaus …Dittersbach,…Kratzau…;
…in der Wienerstraße bis zur Ecke der Kirchengasse: …und anderweitige Veteranenvereine als…Dittersbach,…Oberwittig, ….
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- 1894 (Quelle: Notizen von Franz Zücker)
Der Kretscham ging im Jahre 1894 aus der langen Generationsreihe der Familien Zücker durch Kauf an Wenzel Kirsch.
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3.6.1896 (Neuigkeits ) Welt Blatt
Ein junger Dieb
Vor einem Strafsenate des Reichenberger Kreisgerichtes fand am 29. vorigen Monates gegen den 19 (=29!) Jahre alten, bereits öfters vorbestraften Dienstknecht Julius Niersig (=Nührig) aus Hohenwald wegen des Verbrechens des Diebstahls die Verhandlung statt. Der Beschuldigte hatte sich am 30. April d. J. (1896) auf dem Boden des Oekonomen Ferdinand Zückert* (richtig: Zücker) in Oberwittig eingeschlichen und aus einer dort befindlichen versperrten Lade einen Geldbetrag von 110 fl. in einem Leinwandsäckchen entwendet, ist ferner längere Zeit geschäfts- und arbeitslos umhergezogen und hat vom Betteln gelebt. Der Angeklagte war geständig und der Gerichtshof erkannte eine zweijährige schwere Kerkerstrafe dem Verschulden desselben für angemessen.
Anmerkung:
Bei *Ferdinand Zücker (* 6.10.1837 in Hohenwald, Nr. 13) handelt es sich vermutlich um den Sohn von Anton Zücker bzw. den Enkel vom Scholtes Wenzel Zücker (Nr. 1).
Ferdinand zog nach seiner Heirat mit Karolina Barbara Breuer (Oberwittig, Nr. 51) von Hohenwald nach Oberwittig, Nr. 51.
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- 1.5.1897 Reichspost
Gerichtssaal.
Aufgehobenes Todesurteil.
Aus Reichenberg wird gemeldet: Der 52 Jahre alte, verheiratete Webergehilfe Anton Rieger aus Hohenwald hatte sich bekanntlich am 10. Februar d. J. vor dem hiesigen Schwurgerichte wegen Verbrechens des gemeinen Mordes zu verantworten, da ihm zur Last gelegt wurde, daß er am 20. November 1870, also vor 26 Jahren, den gräflich Clam-Gallas’schen Förster Franz Malek erschossen habe. Die Geschworenen erkannten den Anton Rieger des Mordes für schuldig und der Gerichtshof verurtheilte ihn zum Tode durch den Strang. Der Vertheidiger des Rieger, Dr. Jennel, brachte gegen dieses Urtheil die Nichtigkeitsbeschwerde beim Obersten Gerichtshofe ein. Der Oberste Gerichtshof gab dieser Nichtigkeitsbeschwerde in dem Punkte wegen Nichtzulassung der Frage auf fahrlässige Tödtung Folge, cassierte das Todesurtheil und ordnete eine neuerliche Schwurgerichtsverhandlung beim hiesigen Kreisgerichte gegen Anton Rieger an, welche jedenfalls bereits bei der im Mai stattfindenden Periode durchgeführt werden wird.
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(Quelle: „Die Marterln im Isergebirge“ von Josef A. Leubner. (35. Jahrbuch des Deutschen Gebirgs-Vereines für das Jeschken- und Isergebirge in Reichenberg 1925).
Maleks Tod.
Die Geschichte des Gedenksteines im Dittersbacher Forste ist folgende: Am 20. November 1870 wurde der Graf Clam-Gallas’sche Förster Franz Malek aus Dittersbach im Walde angeschossen aufgefunden und erlag am nächsten Tage seiner schweren Verletzung. Er war, wie der Augenschein ergab, offenbar der Kugel eines Wildschützen zum Opfer gefallen. Über ein Vierteljahrhundert blieb die Tat unaufgeklärt, obgleich es die Sicherheitsbehörden an umfassenden Nachforschungen nicht hatten fehlen lassen.
Erst im Dezember 1896, also nach 26 Jahren, gelang es, die Mordtat aufzuklären und den Täter dingfest zu machen. Zu Anfang Dezember 1896 war in Markersdorf in Sachsen an der Schnittwarenhändlerin Ernestine Emler ein Raubmord verübt worden, als dessen Täter der Tagarbeiter Bernhard Krusche ermittelt wurde, gegen den dann vom Schwurgerichte in Reichenberg ein Todesurteil erfloß, das an ihm auch am 30. April 1897 vollstreckt wurde. Nach der Verhaftung Krusches ließ dessen Vater, früher in Hohenwald, später in Wetzwalde wohnhaft, im Gasthause die Bemerkung fallen, daß, „wenn sein Son verurteilt wird, auch der Mörder des Försters Malik bestraft werden müsste“.
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(Quelle: Z, I-Z 1825-1874 Dittersbach/Dětřichov, Archiv Leitmeritz/Litomeřice)
Franz Malik, gest. 21.11.1870, Nachmittags 5 Uhr, Dittersbach Nr. 196
43 Jahre, 1 Monat
Todesursache: Zerstörung des Gehirns infolge eines fremden Schusses
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Anmerkung:
In den vielen Zeitungsveröffentlichungen zum Tod von Förster Malik gibt es zum Teil recht unterschiedliche Darstellungen zum Tathergang.
Siehe dazu auch den Artikel vom 12.10.1935 in der „Reichenberger Zeitung“ zum Tod von Anton Rieger. Er starb am 10. Oktober 1935 im Alter von 92 Jahren.
In vielen Artikeln wird der Name Franz Malek verwendet.
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Durch diese Wilderer, die mehrheitlich aus anderen Orten stammten, erhielt Hohenwald einen schlechten Ruf, der bis heute in Veröffentlichungen zu lesen ist. Damit wird eine Schuld verallgemeinert und den meisten der ehemaligen Einwohner unrecht getan.
(Quelle: Horst Moudry, Friedländer Heimatbrief, Mai 2002)
Unwahrheiten über Hohenwald
In einem Fremdenführer über die neuen Radwanderwege in der Euro-Neißeregion, im Friedländischen und nach Grottau wird bei einem solchen auch Hohenwald erwähnt, und über diese Ortschaft wird u. a. geschrieben:
… Die Abgelegenheit sowie die Nähe der umliegenden Wälder trugen dazu bei, daß hier zum Großteil Wilddiebe und Schmuggler lebten.“
Aber daß es im Dorf vorwiegend Wilderer und Schmuggler gegeben hat, kann man doch nicht glauben! Ihr alten Hochwalder, was meint Ihr dazu? War es wirklich der Fall?
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Auch mein Großvater setzte sich bereits in den 50er Jahren mit diesen Behauptungen auseinander:
(Quelle: Aufzeichnungen von Franz Zücker, Hohenwald Nr. 22)
Diese Angaben sind eine unsachliche und unrichtige Verallgemeinerung bzw. Verzerrung der tatsächlichen Verhältnisse in dieser Siedlung.
Was den Schmuggel in normalen Zeiten betrifft, so war derselbe hier nicht mehr und nicht weniger stark verbreitet, wie es an den Grenzen in der Welt stets üblich war und auch heute noch ist. In der Zeit vor der ersten Republik waren etwa je die Hälfte der hier wohnhaften Werktätigen in den Textilbetrieben der Nachbarländer bzw. in den Betrieben des eigenen Landes beschäftigt. Alle hatten Arbeit und Einkommen gefunden, und bei der damaligen täglichen Arbeitszeit von 12 Stunden war es wohl kaum möglich, sich auch mit Schmuggelhandel zu befassen. …
… Ein unrühmliches Kapitel unseres Ortes muß aber an dieser Stelle ebenfalls Erwähnung finden. Um das Jahr 1870 waren eine Anzahl junger Leute aus Leidenschaft, Abenteuerlust und nicht zuletzt, um sich einen etwas leichteren Nebenverdienst zu schaffen, auf die schiefe Bahn des Wildschützenwesens geraten. So wurden im angrenzenden „Wäldchen“ und auch im Waldgebiete zwischen Olbersdorf und Dittersbach einige Jagden veranstaltet. ….
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Meine Recherchen anhand von Zeitungsartikeln und anderen Quellen zeigten folgendes Bild:
Bewohner Hohenwalds, die durch ihre Wilderei den ganzen Ort in Verruf brachten
Eltern: (über sie sind keine negativen Notizen zu finden)
Joseph Kreuzmann, Hohenwald Nr. 37
Apollonia Krause, Christiansau Nr. 78
Kinder:
- Paulina Kreuzman heiratete Anton Rieger (* 10.5.1844), Hohenwald Nr.12. Er wurde 1883 wegen des Verdachtes der Wilderei verurteilt.
Er wurde 1897 wegen des Mordes am Förster Franz Malik verurteilt,
den er 1870 erschossen hatte. Die Strafe wurde aber wegen eines Formfehlers in eine mehrjährige Zuchthausstrafe umgewandelt.
Am 24.11.1914 hatte sich der 70 Jahre alte Maurer Anton Rieger
wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit zu
verantworten. Er hatte am 31.10.1914 einen Heger verletzt
(Holzdiebstahl).
Sein Bruder Ferdinand Rieger brannte 1927 das Gemeindehaus
Nr. 19 ab und wurde dafür verurteilt.
- Karolin Kreuzmann heiratete Franz Bartusch (* 21.5.1833), Nr.18
Sein Bruder Kajetan Bartusch (* 9.7.1819), Nr.18 war beim Malik-Mord dabei.
- Maria Anna Kreuzmann heiratete Augustin Krusche, Nr. 37
Beider Sohn Bernhard Krusche ermordete 1897 Ernestine Emler in
Markersdorf (Sachsen)
… Er wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Durch den Vater kam 1897 heraus, dass Anton Rieger den Förster
Malik 1870 erschossen hatte.
- Johann Kreuzmann
Er war beim Malik-Mord dabei.
Sein bereits vorbestrafter Sohn Josef Anton Kreuzmann, Nr. 40
wurde 1907 wegen verschiedener Diebstähle verurteilt.
Weitere Person:
- Wilhelm Reichart, Korbmacher, Hohenwald Nr. 16
Er stammte aus Bullendorf (=Bulovka) und war verheiratet mit Anna Passig, Nr.16.
Er wurde 1883 gemeinsam mit Anton Rieger wegen des Verdachtes der
Wilderei verurteilt.
1897 sagte er gegen Anton Rieger aus und berichtete, was sich 1870 ereignet hatte. Er war auch beim Wildern dabei.
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- 1897
Adolf Zücker verwandelt die Ruine der Windmühle in einen Aussichtsturm, der in den Sommermonaten zum beliebten Ausflugsziel wird. Der Turm hat eine Höhe von 15 m und einen Umfang von 29 m.
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- 12.10.1897 Prager Tagblatt
Dem Gesuche der Gemeinde Christiansau um Bewilligung zur Einhebung von Getränkeabgaben für die Ortschaft Hohenwald wurde im Einvernehmen mit der k.k. Statthalterei willfahrt.
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- 1897 (Quelle: Notizen von Franz Zücker, Nr. 22)
Allgemeines Hochwasser des ganzen Nachbargebietes gab es im Jahre 1897.
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Es zogen natürlich auch Einwohner aus Hohenwald in andere Orte, z. B. durch Heirat.
(Quelle: Geschichte der Gemeinde Einsiedel, 1929 (jetzt: Mnišek), S. 84
Einsiedel
Die kleine Mahlmühle Nr. 1 entstand, wie bereits gemeldet wurde, im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. … erwarb die Mühle am 28. Jänner 1899 um 9200 fl. Bernard Zücker, Nr. 197, der sie am 12. Oktober 1899 um 9100 fl. an Josef Habel verkaufte. … 1906 kam die Mühle zur gerichtlichen Zwangsversteigerung; aufgrund des Zuschlagsbeschlusses des Bezirksgerichtes Friedland vom 24. September 1906 fiel sie um den Betrag von 14 000 K an Bernard Zücker zurück. Mit Kaufvertrag vom 30. September 1907 brachte sie um 16 500 K Edmund Schiller an sich. Er hat sie durch Um- und Zubau in eine Fabrik (Spinnerei) umgestaltet. …
Eine vierte Mahlmühle (Nr. 197) wurde 1868 von Franz Stärz errichtet. Um für den Mühlenbetrieb das nötige Wasser zu erlangen, ließ der Erbauer bis an die herrschaftlichen Gründe einen Stollen anlegen, dessen Herstellung volle sieben Jahre in Anspruch nahm. Bei der Mühle erbaute er 1875 eine Scheuer nebst Pferdestall. Mitte Dezember 1879 wurde durch ein Schadenfeuer der Dachstuhl der Mühle vernichtet. Die Brandstelle mit den zugehörigen Gründen übernahm mit Kaufvertrag vom 13. Dezember 1879 Bernard Zücker (geb. 1. Jänner 1849 zu Hohenwald Nr. 33; in der Quelle ist die Hausnummer mit Nr. 69 falsch angegeben!), der 1880 das Gebäude wieder herstellte. Der neue Besitzer richtete darin eine Reißerei (mit zwei Reißern) ein, die 1917 wieder aufgelassen wurde, nachdem der Inhaber zuvor eine Getreideschrotmühle aufgestellt hatte. Zücker starb am 6. Jänner 1918. Sein Besitz fiel mit Einantwortung (=geerbt) vom 11. Dezember 1918 um 14 870 K an den Sohn Wilhelm Zücker (geb. 15. Mai 1885), den derzeitigen (=1929) Eigentümer.
Anmerkung:
Bernard Zücker ist der Enkel vom letzten Scholtes, Wenzel Zücker, aus Hohenwald.
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