Verbrechen des kommunistischen Regimes in der ČSSR.
Am 11. Februar 1961 wurde Horst Passler an der Grenze getötet.
Das kommunistische Regime in der sozialistischen CSSR begann im Jahr 1951 mit der Errichtung des Eisernen Vor-hangs. Von 1952 bis Mitte der 1960er Jahre gab es einen elektrischen Hoch-spannungszaun an der Grenzbefestigung.
Die Ereignisse an der österreichisch-tschechischen Grenze sind im deutschspra-chigen Raum nicht so bekannt. Beim Versuch, die tschechoslowakischen Gren-zen zu Deutschland oder Österreich zu überqueren, wurden in den Jahren von 1948 bis 1989 145 Menschen erschossen und 96 Menschen durch Stromschläge aus den elektrischen Grenzzäunen getötet. Ein Großteil der an der tschecho-slowakischen Grenze getöteten Personen entfällt auf die tschechoslowakische Grenztruppen, die zwischen 1948 und 1989 geschätzte 650 Tote in ihren Reihen zu beklagen hatten. 208 Soldaten begingen Selbstmord. Insgesamt 67 Angehö-rige der Grenztruppen wurden von Kameraden erschossen. Zwölf Grenzsolda-ten wurden von Grenzverletzern getötet.
Erst nach der Öffnung der Archive des kommunistischen Staatssicherheits-dienstes StB wurde das Ausmaß der politischen Verfolgung deutlich. Eine Reihe von unbekannten Schicksalen konnten erst in vergangenen Jahren ge-klärt werden.
Horst Passler war einer von 14 österreichischen Staatsbürgern, die an der österreichisch-tschechischen Grenze ums Leben gekommen sind. Geboren wurde er am 21. März 1943 in der nordböhmischen Stadt Friedland. Seine Mutter hieß Hildegard Herbst, geborene Ressler (*23.05.1910-†24.05.1991). Horst hatte fünf Geschwister: ältere Schwester Edith (lebt in Wien) und Traudel (†), Brüder Erwin (†06.03.1986) und Oskar Heinz (†24.04.2012) und eine jüngere Schwester Jana (lebt in der BRD). Er lebte mit seiner Mutter bis 1960 in Friedland. Nachdem er die Erlaubnis zur Aussiedlung nach Österreich bekommen hat, reiste er am 10. Februar 1960 über den Grenzübergang Gmünd - České Velenice nach Österreich. In Wien lebte er bei seiner Schwes-ter Edith. Ein Jahr später wurde er von seinem Bruder Heinz nach Friedland zu seiner Hochzeit eingeladen. Das tschechoslowakische Konsulat in Wien hat ihn aber das Einreisevisum verweigert. Er entschied sich für einen illega-len Grenzübertritt. Das war für ihn eine schicksalhafte Entscheidung. Die 453 Kilometer lange Grenze zwischen dem neutralen Österreich und der kommu-nistischen CSSR sei mit Minenfeld, Flutlicht, dreifachem Stacheldrahtzaun, davon der mittlere unter tödlichen Strom befestigt gewesen.
Am 11. Februar 1961 starb Horst Passler auf tragische Weise. Bei dem Ver-such, über den elektrischen Grenzzaun zu klettern, wurde er durch einen Stromschlag getötet. Die Drähte standen unter einer Spannung von 3000 bis 6000 Volt. Dieser Vorfall ereignete sich laut Grenzprotokoll zwischen 16.00 und 16.15 Uhr. Sein lebloser Körper wurde von einer Grenzstreife um 16,30 gefunden. Der Starkstrom verbrannte ihm die Finger der linken Hand. Heimlich und anonym wurde er in dem tschechischen Grenzgebiet beerdigt. Die Ange-hörigen erfuhren nie, wo die Opfer beigesetzt waren. Erst Monate später erfuhren seine Mutter und seine Geschwister von seinem tragischen Tod. Dieser Todesfall wurde angeblich nie untersucht.
Der kommunistische Staatssicherheitsdienst vertuschte den Zwischenfall. Akten wurden manipuliert und Zeugenaussagen verfälscht, die Mutter des to-ten Jungen wurde eingeschüchtert. Er war erst 17 und hielt seinen Plan für sicher. Das war ein fataler Irrtum. Es hat nicht sollen sein…
Wie viele Menschen ihr Leben verloren, als
sie die Grenze zwischen Ost und West zu überwinden versuchten, ist bis heute umstritten. Niemand kennt genau die Zahl derer, die in der komunistischen Diktatur die Freiheit mit ihrem
Leben bezahlt haben. Die Kommunisten zögerten nicht eigene Bürger zu fol-tern, gefangen zu halten, zu morden und hinzurichten. Sie wurden Opfer einer verbrecherischen Ideologie, die
unter der roten Fahne buchstäblich über Leichen ging.
Stanislav Beran - 21. April 2016