Einen Andrang gab es am Samstag, 19. Juli 2014 in der Schlossbrauerei unter dem Schlossberg in Friedland. Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen über 1000 Besucher, um gemeinsam der Musik von sechs Musikkapellen zu lauschen und ausgiebig die Wiedereröffnung zu feiern. Alle Friedländer und Bierliebhaber aus nah und fern waren herzlich eingeladen. Um 10 Uhr war Einlass. Bereits eine halbe Stunde davor waren die ersten begeisterten Besucher gekommen. Für den Eintritt wurden 100 Kronen verlangt. Zum frisch gezapften Fassbier gab es gebratene Schweinekeule, Bratwurst und weitere Spezialitäten der Region.
Seit vier Jahren macht der Brauereibesitzer Marek Vávra mit seiner Brauerei von sich reden. Nachdem es bei diesem Projekt im Vorfeld zu einigen Verzögerungen gekommen ist, kam endlich das ersehnte Finale. „Endlich ist es geschafft", sagen die meisten Bierliebhaber in Friedland. Es ist so weit. Nach einigen Rückschlägen gelang es dem neuen Brauereibesitzer die Tore der Schlossbrauerei zu öffnen.
Als Erstes wurden von dem aus Grottau eingereisten Pfarrer Radek Vašinek die neuen Brauanlagen gesegnet und die Brauerei eingeweiht. Der Friedländer Bürgermeister Dan Ramzer hat den offiziellen Bieranstich vorgenommen. Gleichzeitig wurde das 1. Friedländer Bierfest eröffnet.
Bei der Begrüßung der Gäste sagte Vávra:
„Es ist eine gute alte Bierbrautradition, dass das erste Bier verschenkt wird. Deshalb laden wir Sie zum Freibier ein. Für alle Besucher werden 2000 Liter Freibier bereitgestellt.“
Das "Albrecht Bier" ist in Friedland und Reichenberg erhältlich. Auch in Prag werden einige Gastro- nomiebetriebe beliefert. Für den Biergenuß zu Hause wird das Bier auch in Flaschen abgefüllt. In der Schlossbrauerei sind derzeit 5 Arbeiter beschäftigt. Der jährliche Bierausstoß verteilt sich auf folgende Biersorten:
Albrecht (11°/4,5%), Albrecht Pale Ale (12°/5,0%), Albrecht Weizen (5,0 %), Albrecht American Pale Ale, Albrecht Red Ale und India Pale Ale.
Die verlassene und vergessene Schlossbrauerei, die der Unternehmer Vávra im Jahr 2010 gekauft hat, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie wurde vermutlich um das Jahr 1558 auf Wunsch des Königs Ferdinand I. gegründet.
Größere bauliche Veränderungen wurden in den Jahren 1629, 1713, 1817 und 1890 bis 1929 veranlaßt. Das Brauerei-Areal am Fuße des gleichnamigen Schlosses wurde seit 1890 vom Franz Niessner, Josef Bondy und JUDr. Carl Winternitz betrieben. Zu dieser Zeit wurde noch das Wasser von vorzüglicher Qualität aus der natürlichen Wasserquelle auf dem Kreuzberg durch hölzerne Rohre in die Brauerei geleitet. Gebraut wurde das Lagerbier Hubertus, Doppel-Malzbier 12° und Sankt-Hubertus-Bräu 14°. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte die Brauerei zu den größten im Isergebirge.
Die Clam-Gallas'sche Schlossbrauerei (Niessner und Bondy) setzte im Jahr 1914 38.000 Hektoliter Bier ab und beschäftigte 40 Personen. In den Jahren 1916 bis 1918 wurde der Betrieb infolge Material- mangels vollständig eingestellt. Ab Februar 1919 begann dann mit dem Brauen eines mindergrädigen (8-10°) Bieres.
Seit den dreißiger Jahren war auch der aus Wünschendorf stammende Bierkutscher Hermann Rühmer bei der Brauerei beschäftigt. Mit seinen großen und kräftigen Brauereigäulen hat er Sommer und Winter das Bier in Holzfässern geliefert. Bis zur Vertreibung wohnte er mit seiner Familie in dem Schloßbezirk in Friedland.
Der letzte Besitzer der Schlossbrauerei war der Friedländer Schlossherr Franz Graf Clam-Gallas. Nach seinem Tod am 20. Januar 1930 erbte die Schlossbrauerei seine Tochter, Gräfin Clothilde Clam-Gallas. Zu ihrem Eigentum gehörten auch noch die Brauereien Reichenberg, Neundorf und Grafenstein bei Grottau. Sie verstarb 1975 in Salzburg. Die Familie Clam-Gallas gehörte zu den bedeutendsten Adelsfamilien im Habsburger Reich. An die alte Glanzzeit erinnert heute nur noch das Wappen der Clam-Gallas an der Frontseite der Brauerei. Nach der Vertreibung der Sudetendeutschen wurde die Brauerei verstaatlicht und bis zum Jahre 1949 von der Brauerei in Maffersdorf verwaltet. Nach der Einstellung des Brauereibetriebs 1949 verlor das historische Gebäude seine Funktion.
Über 65 Jahre lang war das traditionsreiche Brauhaus, wie es die Friedländer nannten, geschlossen. Wo sich heute die Kleinbrauerei befindet, war früher ein Käsekeller und ein Lager für Obst und Gemüse. Jetzt wurde ein Teil des Areals nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder nutzbar gemacht. Mit diesem Schritt wird die seit 1558 bestehende Brautradition in der Brauerei fortgesetzt.
Bei dem Rundgang durch die neu errichtete Schlossbrauerei wurden den Besuchern die einzelnen Vorgänge bei der Bierherstellung erklärt. Sie erhielten einen Einblick in das Geheimnis des Bierbrauens. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich mit dem Thema Bier beschäftigt haben. Nur wenige wissen wirklich, wie ihr Lieblingsgetränk entsteht. Innerhalb eines Jahres soll noch ein Brauhausstüberl eröffnet werden, damit die Gäste das frische Bier direkt neben den Braukesseln genießen können. Auch mit einem Hotel, das die Attraktivität der Region steigern soll, ist gerechnet.
Ohne Zweifel war die lang ersehnte Eröffnung ein großartiges Fest. Es war ein Tag mit guter Stimmung.
Stanislav Beran
stabera@gmail.com