Das neue städtische Lichtspielhaus wurde am 19. Dezember 1931 seiner Bestimmung übergeben. Eine Anzahl von Ehrengästen hatte sich zur offiziellen Eröffnung am Samstagnachmittag eingefunden. Sie wurden vom Bürgermeister der Stadt Friedland herz-lichst begrüßt.
Der Obmann des Bauausschusses, Fabrikant Heinrich Kaulfersch, schilderte den Werdegang des am 15. Juni 1931 begonnenen Baues, der unter der fachgemäßen Leitung des Architekten Richard Brosche (*02.02.1884 Johannesthal - † 22.10.1965 Aalen in Württemberg) in einer allen technischen Anforderungen entsprechen-den Weise durchgeführt wurde, dankte seinen Mitarbeitern im Kinobauausschusse und übergab dem Bürgermeister der Stadt Friedland den Schlüssel des Hauses. Der Projektant und Bauleiter des neuen Lichtspielhauses, Architekt Richard Brosche sprach die Hoffnung aus, dass mit dem neuen Kino der Stadt Friedland eine erfolgreiche Heimstätte für kulturelle Bestrebungen geschaffen wurde. Bürgermeister Eduard Schröder übernahm hierauf das neue Objekt in die Obhut und Verwaltung der Stadt und stellte namens der Gemeinde und der gesamten Bevölkerung den Erbauern für ihre mit außerordentlicher Mühe und Sorgfalt im Rahmen des vorge-sehenen Kostenvoranschlages durchgeführte Arbeit das beste Zeugnis aus. Das neue Kino trage in seiner äußeren und inneren Ausgestaltung zur Verschönerung der Stadt bei und stellte sich würdig in die Reihe der bestehenden neuen Kinos der näheren und weiteren Umgebung. Es sprach noch namens des Bezirksbildungsausschusses Bezirksschulinspektor Josef Mühlberger. Weiter wurden telegrafische und schriftliche Glückwünsche an die Stadt verlesen und die freudige Mitteilung erstattet, dass das im Vestibül angebrachte Kunstgemälde ein Geschenk Professors Thieles von der Akademie der bildenden Künste in Prag (eines Friedländer Heimatsohnes) ist.
An die offizielle Übergabe schloss sich als Ehrenvorstellung die Vorführung des Ufa-Großtonfilmes „Der Kongress tanzt“, wobei den Gästen Gelegenheit geboten war, sich von dem tadellosen Funktionieren aller technischen Einrichtungen in dem neuen Stadtkino zu überzeugen.
„Der Kongress tanzt“ ist ein deutscher UFA-Film aus dem Jahre 1931. Der Film spielt 1815 in Wien während des Wiener Kongresses. Der Kongress tanzt, war der erste große Musik- film des deutschen Tonfilms. Regisseur Erik Charell war in Berlin Regisseur großer Revuen und Operetten und setzte sei- nen Revuestil nun auch auf der Leinwand in Perfektion um. Der Film ist geprägt von für die damalige Zeit hohem Tempo und großen Ballszenen. Zum größten Erfolg des Films wurde Christels Lied, besser bekannt unter dem Namen „Das gibt's nur einmal“. Ebenfalls sehr bekannt ist das von Paul Hörbiger gesungene Heurigenlied Das muss ein Stück vom Himmel sein, Wien und der Wein..., bei dem Heymann die Melodie des Walzers Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust von Josef Strauss verwendet.
Der Film erlebte seine Uraufführung am 29. September 1931 in Wien und lief ab dem 20. Oktober 1931 in den deutschen Kinos. Da Anfang der 30er Jahre die Synchronisation von Filmen noch nicht üblich war, wurde „Der Kongress tanzt“ parallel zur deutsch-sprachigen auch noch in einer englischsprachigen und französischen Fassung gedreht.
Während Lilian Harvey in allen drei Versionen mitspielte, wurde die Rolle von Zar Alexander in den englischen und französischen Fassungen von Henri Garat übernommen. Der Film wurde am 1.Oktober 1937 von der Filmprüfstelle verboten.
Das neue Lichtspielhaus wurde als Kombina-tionsbau von Turnhalle und Stadtkino errichtet. Sein Stand-platz war begreiflicherweise in den zuständigen Körperschaften durch länger als ein Jahr eine heiß umstrittene Frage. Während ein Teil dem Ankauf und der Ausgestaltung der „Reichshof“ Realitäten, in denen das alte Kino untergebracht war, das Wort sprach, neigte ein anderer Teil der Errichtung eines neuen frei ste- henden Kinogebäudes zu, das nicht nur dem Zweck eines Wirtschaftsbetriebes der Stadt, sondern auch als Repräsentationsgebäude zur Ver-schönerung dienen sollte. Schlieβlich wurde von der Mehrheit der Stadtvertretung der Ankauf der Turnhallenrealität des deutschen Turnvereines in der „Aue“ und die Aufführung des Kombinationsbaues beschlossen, mit dem nicht nur die Kinobaufrage, sondern gleichzeitig auch die Frage eines Turnsaales für die in unmittelbarer Nähe gelegene Mädchenschule gelöst werden konnte. Der stattlich vornehme Bau, der gemeinsam von den heimischen Baufirmen Anton Lux und Hampel & Kammel ausgeführt wurde, ist eine Zierde der Stadt. Die innere Ausstattung ist zweckmäβig und geschmackvoll.
Die elektrotechnischen Einrichtungen wurden nach den besten und modernsten Grundsätzen gewählt, wie auch die kinotechnischen Vorkehrungen für eine gute Wiedergabe der Tonfilme bürgen. So ist in dem neuen städtischen Lichtspielhaus eine moderne Kunststätte erstanden, bei deren Schaffung die größte Sorgfalt, Weitblick und der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit nicht versehen worden sind.
Nach den Überschwemmungen im Jahr 2010 wurde das Gebäude total rekonstruiert. Heute ist das Kino in Friedland mit digitaler Technik ausgestattet und bieten ihren Zuschauern ständig neue Filme an.
Stanislav Beran