Das historische und traditionsreiche Areal der Schlossbrauerei in Friedland, das jahrelang von der Stadt für 4,9 Millionen Kronen zum Kauf angeboten wurde, hat endlich einen Käufer. Der neue Eigentümer des 3.563 Quadratmeter großen Brauereigeländes ist der Unternehmer Marek Vávra.
,,Ich bin Baumeister, Geschichte ist mein Hobby und ich liebe Bier,,. Das sind die Worte von Marek Vávra, dem zukünftigen Braumeister. ,,Ich glaube fest daran, dass wir bei der Wallensteinfeier in Mai 2013 das erste regionale Bier Albrecht trinken werden", verspricht der Unternehmer.
Für die Sanierung der Brauerei sollen rund 220 Millionen Kronen investiert werden. Dabei legt der Unternehmer viel Wert darauf, den Charakter des Hauses zu erhalten. Dafür sorgt das Team von jungen Architekten der Firma Mjölk aus Reichenberg, die Stadt Friedland, das Museum in Reichenberg und das Amt für Denkmalschutz. Die Schlossbrauerei soll - wie in alten Zeiten - jährlich bis zu 30.000 Hektoliter Bier produzieren. Garant dafür soll ein Braumeister aus der ehemaligen Gablonzer Brauerei sein. Zu der hauseigener Herstellung soll das Bier der Marke Albrecht gehören, mit der der neue Besitzer den Biermarkt erobern möchte. Nach den Informationen des neuen Besitzers soll in der aufwendig renovierten alten Brauerei auch eine Gaststätte im mittelalterlichen Stil entstehen, die das neue Albrecht-Bier ausgeschenkt. Der gesamte Innenraum soll aus Stein und Holz bestehen. Der Braumeister braut am Anfang drei verschiedene Biersorten: ein helles Bier mit 11% Stammwürzegehalt und 4,0% Alkohol, ein halbdunkles mit 12% Stammwürzegehalt und 4,5% sowie ein dunkles Bier mit 13% Stammwürzegehalt und mit einem Alkoholgehalt von 5,0%. Es handelt sich um ein untergäriges Lagerbier pilsener Brauart das unter strengster Einhaltung sämtlicher gültigen Vorschriften in einem Zwei- oder Dreimaischverfahren hergestellt wird. Die geographisch günstige Lage ermöglicht auch den Export nach Deutschland und Polen. In der Brauerei werden ca.10 Arbeiter beschäftigt. Später soll auch eine automatische Flaschenabfüllanlage in Betrieb genommen werden. Auserdem seien Führungen mit anschließender Bierverkostung für Besuchergruppen vorgesehen. Neben der Brauerei und Restaurant soll sich in dem Areal auch ein Schulungs- und Kongresszentrum sowie ein Hotel und ein kleines Museum der Brauerei befinden.
Die Brauerei, die sich an dem rechten Ufer des Flusses Wittig befindet, wurde vermutlich um das Jahr 1558 auf Wunsch des Königs Ferdinand I. gegründet. Größere bauliche Veränderungen wurden in den Jahren 1629, 1713, 1817 und 1890 bis 1929 veranlasst. Das Brauerei-Areal am Fuße des gleich-namigen Schlosses, war mit dem Schloss seit Jahrhunderten eng verbunden. Seit 1890 wurde es vom Franz Niessner, Josef Bondy und JUDr. Carl Winternitz betrieben. Zu dieser Zeit wurde noch das Wasser von vorzüglicher Qualität aus der natürlichen Wasserquelle auf dem Kreuzberg durch hölzerne Rohre in die Brauerei geleitet. Gebraut wurde das Bier der Marke: Lagerbier hell 12˚, Lagerbier dunkel 12˚, St.Hubertusbräu 14˚, Doppel-Malzbier, Malzbräu 10˚, Friedländer Schlossbräu – Einfachbier dunkel und Friedländer Schlossbräu hell 10˚. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte die Brauerei zu den größten im Isergebirge und produzierte mit seinen 40 Beschäftigten rund 38.000 Hektoliter Bier. Während des ersten Weltkriegs mußte die Brauerei aufgrund der zur Bierherstellung fehlenden Rohstoffen für drei Jahre (1916 bis 1918) eingestellt werden. Erst im Jahr 1919 kehrte im Brauereigewerbe wieder langsam normales Leben ein. Es ging wieder aufwärts. Aber nicht nur das Bier kam damals aus Friedland, sondern sogar der Hopfen. Angebaut wurde er außerdem in Weigsdorf, Engelsdorf, Lautsche und Ebersdorf.
In der Brauerei waren auch drei Bierkutscher beschäftigt. Der Zimmermann Rudolf vom Schloßberg, Weinert Anton und der aus Wünschendorf stammende Hermann Rühmer. Mit ihren großen und kräf-tigen Brauereigäulen haben sie Sommer wie Winter das Bier in schweren Holzfässern an viele Gasthäuser in der näheren und weiteren Umgebung geliefert.
Noch in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Brauerei aufwendig modernisiert. Nach dem Tod vom Franz Graf Clam-Gallas am 20. Januar 1930 ging der Besitz auf seine Tochter Clothilde Clam-Gallas über. Zu Ihrem Eigentum gehörte auch noch die Brauerei in Reichenberg, Neundorf und Grafenstein bei Grottau. Im Jahre 1945 floh die Gräfinn nach Österreich, ihr Besitz wurde durch den tschechoslowakischen Staat enteignet. Sie verstarb 1975 in Salzburg. Die Familie Clam-Gallas gehörte zu den bedeutendsten Adelsfamilien im Habsburger Reich. An die alte Glanzzeit erinnert heute nur noch das Wappen der Clam-Gallas an der Frontseite der Brauerei. Nach 1945 wurde die Brauerei bis zum Jahre 1949 von der Brauerei in Maffersdorf Kreis Reichenberg verwaltet.
Mit der Einstellung des Brauereibetriebs 1949 verlor das historische Gebäude seine Funktion. Ein Teil des Areals diente dann noch einige Jahre als Käsekeller der Molkerei Reichenberg und Lager für Obst und Gemüse. Dann stand das Wirtschaftsgebäude jahrelang leer und zerfiel. Auch nach der Wende verfiel das Objekt immer weiter. In der letzten Zeit wurden die leerstehenden Räume und der Dachboden immer häufiger Ziel von Dieben. Verschwunden sind vor allem alte Dachbalken und ein großer Teil der Dachbedeckung.
Nach der langen Zeit der Ungewissheit ist die Auferstehung in vollem Gange. Schon im nächsten Jahr sollen in der Schlossbrauerei die ersten Kulturveranstaltungen stattfinden. Bei der Wallensteinfeier im Jahr 2013 soll dann das erste Bierfass angezapft werden. Nach fast 70 Jahren wird die Brauerei wieder ihrem Zweck nachkommen können.
Text und Foto: Stanislav Beran (11.11.2011)